Bürgergarten-Bewohner …

Diese junge Blindschleiche fand es gar nicht so nett, dass wir den Wildwuchs im Garten etwas eindämmen wollten. Blitzschnell wollte sie in die naturbelassenen Teile entfliehen, aber vorher musste sie noch für dieses Foto Modell stehen.

In Mitteleuropa gehört die Blindschleiche zu den am häufigsten vorkommenden Reptilien. Mit ihrem beinlosen, langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft für eine solche gehalten. Dieses Missverständnis spiegelt sich sogar im wissenschaftlichen Gattungsnamen wider, den ihr Carl von Linné gegeben hat (lateinisch anguis = „Schlange“; der Artname fragilis bedeutet „zerbrechlich“). Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das für alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und äußeren Gehöröffnungen, wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind.

Wie alle einheimischen Amphibien und Reptilien ist die Blindschleiche zwar besonders geschützt, aber durch fortschreitenden Siedlungs- und Straßenbau vom Verlust ihrer Lebensräume bedroht. Oft zeugen nur die auf Straßen überfahrenen Blindschleichen von den versteckt am Boden lebenden Reptilien.

Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist weder blind, noch eine Schlange, sondern eine beinlose und mit Augen ausgestattete Echse. Ihr irreführender Name ist abgeleitet von dem althochdeutschen Wort „plint“ für blendend und bezieht sich auf den bleiernen Glanz ihres Körpers.

Versteckt und doch entdeckt

Pünktlich, am Internationalen Tag der Biologischen Artenvielfalt, haben wir heute sehr erfreuliche Wieder-Entdeckungen gemacht:

„Unsere“ Zauneidechsen sind noch bei uns!

Das Pärchen in der Trockenmauer, das wir schon im letzten Jahr entdecken konnten, kaum war unser Mäuerchen fertig, hat sich auch wieder gezeigt – mit Jungtieren aus dem letzten Jahr.
Wir haben sie lange nicht gesehen, da wir ja auch ganz bewußt die kleine Variante eines Feldrains vor die Mauer gesät haben, damit die Tiere von Spaziergänger:innen und deren Hunden nicht mehr so gestört werden.

Zusätzlich haben wir jetzt aber auch eine zweite Population entdeckt:

Mindestens ein Männchen und Weibchen leben an und in der Benjes-Hecke am hinteren Ende des Gartens. Wir hoffen sehr, daß die ausgiebigen Sonnenbäder, die vor allem das deutlich weniger scheue (und durch seine Tarnung fast unsichtbare) Weibchen aktuell nimmt, darauf hindeuten, daß sie bereits befruchtete Eier in sich trägt.

Auch die Blindschleichen sind noch oder wieder bei uns. Wir freuen uns sehr, daß der Bürgergarten diesen allesamt besonders geschützten Arten einen Lebensraum bietet.

Der Feuersalamander, der ja zwar insgesamt noch eine gute Verbreitung hat, aber in einzelnen Bundesländern auch schon gefährdet oder sogar stark gefährdet ist (und daher durch das Bundesnaturschutzgesetz unter besondern Schutz gestellt ist), hat ebenfalls bei uns eine Heimstatt.

Alle diese Funde melden wir auch der AGAR Hessen, um deren wichtige Arbeit zum Schutz der Reptilien und Amphibien zu unterstützen.

Augen auf in der Natur

Machen Sie bitte auch mit:
Melden Sie bitte jeden Reptilien- oder auch Amphibienfund an die AGAR Hessen!
DANKE im Namen unserer Umwelt und der Biodiversität!

Willkommener Neuzugang

Nachdem der Winter keiner war, spielt das Wetter auch weiter verrückt und meint, es sei schon April (der ja bekanntlich macht, was er will):

Sonne, Hagelschauer, Wind… – auf jeden Fall Zeit, mal mit dem Frühjahrsputz anzufangen und die Randbepflanzung von übermäßigem Beikraut zu befreien.

Schon toll, wie was da alles zum Vorschein kommt, denn die Natur ist schon startklar für das Frühjahr: Wo es nicht blüht, da knospt es zumindest.
Und auch die ersten Hummelköniginnen fliegen schon tief brummend umher, um sich den besten Ort für ihren diesjährigen Staat auszusuchen.

Auf dem Grundstück gegenüber unseres Bürgergartens wird ebenfalls fleißig gegraben – allerdings mit großem, motorisierten Gerät, denn dort wird der gesamte Vorgarten neu angelegt.

Dabei zutage kamen zwei prächtige Exemplare des Gebänderten Feuersalamanders (Salamandra salamandra terrestris), die sich noch in ihren Winterverstecken befanden.
Gut, daß der Nachbar ebenfalls ökologisch denkt und uns die beiden Lurchis in den Garten gebracht hat.

Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, daß sie einen sehr vitalen Eindruck machten und auch nicht von Batrachochytrium salamandrivorans, dem auch als „Salamanderfresser“ bekannten Hautpilz befallen zu sein scheinen, haben wir ihnen gerne einen neuen Kuschelplatz im Kompost zugewiesen. Dort sind sie dicht am Waldrand und noch näher am Bach, den sie ja für ihre Fortpflanzung benötigen.

Das Angebot schien zu gefallen. Jedenfalls sind beide recht rasch und zielstrebig im Kompost verschwunden. Passenderweise markieren zwei knallgelbe Narzissen die Raufe, in der die beiden hoffentlich dauerhaft einziehen. Ob’s Männchen und Weibchen sind, war zu dieser Jahreszeit noch nicht erkennbar – wir hoffen es aber.

Damit ist der „Schutzraum Bürgergarten“ um eine weitere spannende Art bereichert. Der Feuersalamander ist bei uns in Hessen zwar noch nicht gefährdet, aber der eingeschleppte „Salamanderfresser“ sowie vor allem die von uns Menschen betriebene voranschreitende Zerstörung seines Lebensraumes lassen für Lurchis überleben in unserem Bundesland nicht viel Hoffnung. Andernorts in Deutschland ist der Feuersalamander schon ausgestorben oder stark gefährdet. Daher ist S. salamandra auch nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.

Laßt uns alles dafür tun, daß er hier in Hessen noch lange einen angemessenen Lebensraum findet.

Selber machen statt kaufen

Oft ist es gar nicht so schwer, selbst einen Beitrag zum Naturschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Und etwas ökologisch Sinnvolles zu tun.

Für unsere Singvögel, die im Winter bei uns bleiben (bzw. auch für diejenigen, die in immer größerer Zahl gar nicht mehr ganz bis in den Süden reisen, sondern aus nördlicheren Regionen kommend bei uns überwintern) wird es durch Insektensterben und immer mehr verschotterte und „aufgeräumte“ Gärten voller nicht-heimischer Pflanzen immer schwerer, sich gerade in den kalten Tagen mit ausreichend Energie zu versorgen.

Idsteiner Vögel haben es da besser: Trotz des eher ungemütlichen Wetters gestern hat ein wahrer Ansturm von Kindern den Bürgergarten erobert, um zusammen mit Kai und Julia Fellner von der Zwerkstatt Idstein ein Futterhäuschen zu bauen.

Kai und Julia haben aber auch die tollsten Werkzeuge zum Holzwerkeln für Kinder! Was man da alles ausprobieren durfte – immer gleichbleibend geduldig von Kai und Julia angeleitet, die trotz angeschlagener Gesundheit die Kinder mit ihrer guten Laune und Begeisterung angesteckt haben.

Vollends erfüllt wurde das Bürgergarten-Credo #selbermachenstattkaufen an der zweiten Werkstation, die wir vorbereitet hatten: Hach, was für eine Freude war das, die Sämerein zu einem ober-leckeren Meisenknödel aus rein ökologischem Saatgut zusammenzumatschen.

Sieht toll aus, hat so gut wie nichts gekostet und ist ökologisch total wichtig. Jetzt kann der Winter kommen – um unsere Singvögel ist uns nicht bange, wenn sie das Glück haben, in der Nähe von einem der kleinen Gartengäste unserer Saisonabschlußveranstaltung herumzuflattern. Dort kommen sie bestimmt super über den Winter!

Schutzraum Bürgergarten

Nicht nur wir Bürgergärtner*innen fühlen uns in unserem Gemeinschaftsgarten wohl, auch die Tierwelt erobert sich die Strukturen, die wir geschaffen haben, nach und nach.

Daß wir dabei viel für Bienen tun, ist ja bereits bekannt und hat uns im letzten Jahr einen 2. Preis in einem bundesweiten Wettbewerb eingebracht, auf den wir sehr stolz sind.

Nun aber sind wir total glücklich, denn wir konnten seit April diesen Jahres bereits vielfach Tiere sichten, die leider mittlerweile so stark vom Aussterben bedroht sind, daß sie auf der sogenannten Anhang IV-Liste gelandet sind, d.h. unter besonders strengem Schutz nach EU-Artenschutzgesetz stehen. Sie sind so stark bedroht, daß ihre Lebensräume und Lebensstätten auf keinen Fall weiter beschädigt oder zerstört werden dürfen.

Wir haben daher versucht, einigen dieser bedrohten Arten ein besonders schönes Habitat zu schaffen:
Mit einer Mischung aus sich schnell erwärmenden Setz- und Bruchsteinen, die Fugen und Spalten zum Versteck bilden, sowie Totholzheckenbereichen sind unsere Randbegrenzung und die Kräuterspirale eigentlich (hoffentlich!) ein idealer Lebensraum etwa für Eidechsen.

Und: Das hat wunderbar funktioniert!
Wir freuen uns sehr, daß wir seitdem schon viele streng geschützte Tiere beobachten konnten.

Wenn man sich sehr vorsichtig bewegt und dabei darauf achtet, daß der eigene Schatten die Tiere nicht vertreibt, sieht man zum Beispiel überall aus und auf den Bruchsteinen unserer Grenzmauer Zaun- und Mauereidechsen hervorlugen, die ihr Sonnenbad nehmen.

Suchbild: Diese Zauneidechse ist mit der Zeichnung ihres typischen Jugendkleides besonders gut geschützt (bzw. für unser Auge besonders schwer zu finden).

Diese ausgewachsene männlichen Zauneidechse hat Anfang April auf einem sehr prominenten Stein im Bürgergarten ihr Sonnenbad genommen – vielleicht wollte sie Energie für die bevorstehende Paarungszeit sammeln? Denn hierbei kann es, v.a. wenn Weibchen in Sichtweite sind, zu beeindruckend heftigen Kämpfen zwischen gleich großen Männchen kommen.

Bei dieser jungen Zauneidechse ist die „Sollbruchstelle“ gut zu sehen, an der sie bei Gefahr verletzungsfrei ihren Schwanz abwerfen kann.

Diese (männliche) Blindschleiche liebt es im Gegensatz zu den Zaun- und Mauereidechsen kühl und schattig. Das ist auch der bevorzugte Ort ihrer Lieblingsspeise: Nacktschnecken

Unsere aufregenden Sichtungen dieser allesamt streng geschützten Tiere (ja, auch die Blindschleiche ist leider heute bei uns auf Schutz ihres Lebensraumes angewiesen, wenn sie nicht aussterben soll!) … diese Sichtungen also haben wir natürlich der AGAR gemeldet, denn nur so können die dortigen Engagierten einen ausreichend guten Überblick über die Verbreitung der schutzwürdigen Arten machen und entsprechend angemessene Schutzkonzepte er- und überarbeiten.

Augen auf in der Natur

Machen Sie bitte auch mit:
Melden Sie bitte jeden Reptilien- oder auch Amphibienfund an die AGAR Hessen!
DANKE im Namen unserer Umwelt und der Biodiversität!

Mehr Fotos wollen wir dann jetzt aber auch gar nicht aufnehmen, damit wir die Tiere nicht weiter stören. Daher haben wir den Bereich vor der Bruchsteinmauer jetzt auch erstmal abgeflattert und werden später im Jahr mit der Anlage eines weiteren Blühstreifens beginnen, der die Ruhe der Tiere noch besser gewähren soll.

Erster Pflanzen- und Saatgutflohmarkt

Wer kennt das nicht: Das Frühjahr kommt mit Macht, und auf einmal explodieren die eben noch blattlosen Pflanzen im Garten und auf dem Balkon. Man freut sich darüber, wieviel sich selbst ausgesamt hat – und sticht doch ab und aus, was einfach zu viel geworden ist. Schade, wenn all diese Pflanzen dann auf dem Kompost landen.

Erster Pflanzen- und Saatgutflohmarkt

Premiere der Pflanzen- und Saatgutbörse
im Bürgergarten Idstein
am Samstag, 11. Mai
ab 10 Uhr

Hier kann jeder, der Samen oder Pflanzen nicht mehr im eigenen Garten oder auf dem eigenen Balkon unterbringen kann, diese zu Kauf oder Tausch anbieten.

Wer Saatgut oder Pflanzen anbieten will,
meldet sich wie bei einem Flohmarkt kurz und formlos
bis zum 6. Mai 2019 bei der Bürgergartengesellschaft e.V. unter
info@buergergartengesellschaft.de oder 06126/700 32 91 an.

Ein eigener Klapptisch o.ä. zum Verkauf ist mitzubringen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.

Kuchenspenden für ein Kuchenbuffet werden dankend entgegengenommen.

Die Bürgergärtner*innen haben selbst etliche Jungpflanzen aus ihrem eigenen ökologischen Saatgut gezogen.

Die schon im letzten Jahr bei den Besucher*innen des Bürgergartens so beliebte Johannisbeertomate, die besonders aromatische birnenförmige kleine Dominica und auch ganz seltene Alte Sorten wie Pfirsichtomaten werden gegen Spende abgegeben, so daß jeder seine eigene hoch aromatische und ertragreiche Pflanze mit nach Hause nehmen kann.

Da Tomaten außerdem Hummelmagneten sind, leistet man damit auch noch einen kleinen Beitrag gegen das Wildbienensterben.

Auch weitere Gemüsesorten und Kräuter gibt es von den Bürgergärtner*innen zu erwerben – wie immer garantiert aus Demeter-zertifiziertem oder eigenem ökologisch gewonnenen Saatgut gezogen.

Für das leibliche Wohl ist, wie mittlerweile ja schon guter Brauch im Bürgergarten, ebenfalls gesorgt.